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Messi, Modric und das einzigartige Spiel im Jahr 2006: "Das Ende der Kindheit"


Lionel Messi und Luka Modric treffen im WM-Halbfinale zum vielleicht letzten Mal aufeinander. Das erste Duell hatte indes für beide eine große Bedeutung.

Stehen sich am Dienstag zum vielleicht letzten Mal gegenüber: Lionel Messi und Luka Modric. 

Stehen sich am Dienstag zum vielleicht letzten Mal gegenüber: Lionel Messi und Luka Modric.  imago images (2)

Es berichten Jörg Wolfrum und Michael Bächle

Antritt über halbrechts, Dribbling in die Mitte, platzierter Schuss mit links ins lange Eck. Oft gesehen von Lionel Messi, nichts Neues. Am 1. März 2006 aber schon - sein erstes Länderspieltor erzielt der 18 Jahre alte Dribbler damals für Argentinien gegen Kroatien.

Wobei: Ein wenig mussten es die Zuschauer in dieser Aktion kommen sehen. Denn nur ein paar Momente zuvor hatte Messi genau auf die gleiche Art und Weise schon das erste argentinische Tor des Tages durch Carlos Tevez vorbereitet. Clever hatte er sich zuvor von einem jungen kroatischen Debütanten abgesetzt. Dessen Name: Luka Modric.

"Das Ende der Kindheit"

VIDEO: The Day Lionel Messi & Luka Modric Met For The First Time - 2006 Croatia vs Argentina Highlights
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Der Tag, an dem Messi sein erstes Tor für Argentinien schoss, war also auch der Tag, an dem Modric - damals 20 Jahre alt - bei dem Testspiel in Basel sein erstes Spiel für Kroatien machte. Genau 6131 Tage sind seit diesem 1. März 2006 vergangen. Für Modric folgten seitdem 159 weitere Länderspiele, für Messi 94 weitere Tore.

Der kicker-Reporter, damals in Basel und heute in Doha vor Ort, schrieb damals vom "Ende der Kindheit". Und der damalige Mitspieler Pablo Aimar, nur eingewechselt, weil ja Messi schon besser war, ist heute Co-Trainer der Nationalmannschaft. Damals sagte er: "Für Messi ist nach oben hin alles offen." In der Tat: Es folgten sechs Auszeichnungen als Weltfußballer. Heute gegen Kroatien folgt sein 25. Endrundenspiel, er stellt damit den Rekord von Lothar Matthäus ein. Und trifft er, dann hat er auch Gabriel Batistuta als besten argentinischen Torjäger bei Endrunden hinter sich gelassen.

Die Tore an jenem Märzabend in Basel fielen zeitig. Der damalige Bremer Ivan Klasnic hatte bereits in der dritten Minute die Führung erzielt für Kroatien, nur zwei Minuten später führte Argentinien durch Messis Assist und Messis Tor. Darijo Srna und Dario Simic sorgten schließlich noch für den kroatischen 3:2-Erfolg. YouTube-Videos der Partie zeigen noch heute, wie der wuschelköpfige Modric mindestens zweimal zu spät gegen den wuschelköpfigen Messi kommt, einmal muss der Schiedsrichter die beiden im Anschluss voneinander trennen.

Schlimmer wird es nicht - nicht schon wieder für Messi. Der gab am 17. August 2005 sein Länderspieldebüt, es war ein Sekundeneinsatz beim 2:1 in Budapest gegen das von Lothar Matthäus dirigierte Ungarn. Weil er beim Freirudern einen Gegenspieler im Gesicht traf, zeigte ihm Schiedsrichter Markus Merk nach wenigen Augenblicken Rot.

Scaloni kürt Modric zum "Vorbild"

VIDEO: Luka Modric vs Japan - World Cup 2006
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Erster "Anwalt" Messis gegenüber Merk damals in Budapest auf dem Platz war übrigens Rechtsverteidiger Lionel Scaloni. Der heutige Nationaltrainer sagte jetzt vor dem Halbfinale gegen Kroatien: "Freuen wir uns, so lange er spielt. Das ist das Beste, was uns und der Fußballwelt passieren kann." An jenem nur von den Temperaturen her kalten Märzabend zeigte er es zum ersten Mal so richtig im Nationaltrikot. Der Rest ist Geschichte. Gleiches gelte übrigens für Modric, meinte Scaloni am Montag: "Sein Spiel, sein Verhalten, er ist ein Vorbild. Es ist eine Freude, ihm zuzuschauen."

Aufeinandergetroffen sind die beiden Ausnahmekönner seit dem 1. März 2006 oft genug, so gut wie immer war der Rahmen größer als bei diesem Vorbereitungsspiel auf die WM in Deutschland. Alleine 22 Clasicos, ein WM-Gruppenspiel 2018, zuletzt ein legendäres Champions-League-Achtelfinale 2022. Teilweise große Spiele, alles 2006 nicht vorhersehbar.

Eine große Rivalität? Vielleicht etwas hoch gegriffen. Aber beste Freunde sind Modric und Messi auch nicht. Jedenfalls stimmt keiner der beiden euphorische Lobgesänge über den anderen an.

Messi wird nie mein Mitspieler sein, immer mein Gegenspieler.

Als Modric 2018 den Ballon d'Or gewann und Messi sowie Cristiano Ronaldo der Verleihung fernblieben, beklagte der Kroate: "Anscheinend ist die Zeremonie für sie nur von Bedeutung, wenn sie selbst gewinnen." Und der beste Spieler der Geschichte sei Messi sowieso nicht. "Maradona ist der Größte, Diego bleibt Diego", so Modric vor wenigen Wochen gegenüber "ESPN". Messi lobt vor dem WM-Halbfinale am Dienstag (20 Uhr, LIVE! bei kicker) beim kroatischen Gegner "sehr gute Spieler, die den Ball sehr gut bewegen, besonders im Mittelfeld", nimmt den offensichtlichen Namen aber nicht in den Mund.

"Messi wird nie mein Mitspieler sein, immer mein Gegenspieler", brachte Modric das Verhältnis der beiden einmal in einem "L'Equipe"-Interview auf den Punkt. Nach Dienstagabend wird er vielleicht auch nie wieder sein Gegenspieler sein. Nachdem im März 2006 vieles zum ersten Mal passierte, passiert 2022 vieles zum letzten Mal. Die letzte WM, die letzte große Chance auf den Pokal, für einen von beiden womöglich sogar das letzte bedeutungsvolle Spiel der Nationalmannschaftskarriere.

Vielleicht auch: Der letzte große Tanz zwischen Messi und Modric - 16 Jahre nach dem Debütantenball.

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Author: Kenneth Hernandez

Last Updated: 1704181922

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